Das andere Fotoshooting

Aber was ist denn so anders bei einem dokumentarischen Fotoshooting?

Die Antwort ist simpel wie einfach: alles!

Ich erkläre es euch an einem kurzen Beispiel aus einem meiner Doku-Erlebnisse:

Es ist Samstag früh, du bist gerade aufgewacht. Nach einer arbeitsreichen Woche ist heute ein freier Tag und Zeit für die Familie. Dein Mann steht schon in der Küche und bereitet Kaffee und Kakao für das Frühstück vor. Und wie das duftet, er hat sogar frische Brötchen gebacken. Du schlüpfst in deinen kuscheligen Morgenmantel und gehst in die Küche. Eines eurer Kinder spielt in seinem Zimmer, das zweite liegt mit einem Buch auf der Couch und das dritte hilft dabei den Frühstückstisch zu decken. Ein typischer Samstag Morgen. Aber etwas ist anders. Aus der Ecke heraus klickt es immer wieder leise und jemand huscht von hier nach da nach dort.

Das bin dann wohl ich, eure dokumentarische Familienfotografin, die ihrer Arbeit nachgeht. Vor einigen Wochen habt ihr einen Termin über meine Seite angefragt. Wir haben daraufhin telefoniert und fanden uns auf Anhieb sympathisch (was sehr wichtig ist für meine Arbeit). Ich habe einige Fragen über eure Familie gestellt, um mir vorab schon ein kleines Bild von eurem Leben zu machen und um so auch einen guten Zugang zu den Kindern zu erhalten und habe auch etwas über mich und meine Familie berichtet. Außerdem habe ich deine offenen Fragen beantwortet (schau mal weiter unten in die FAQ). 

Nun stehe ich mitten im Esszimmer und fotografiere Kind 3, wie es die Butter auf den Tisch stellt. Dann schaue ich rüber in die Küche, sehe dich, wie du deinen Kopf an die Schulter deines Mannes lehnst, die Arme um seine Hüften gelegt, die Augen dabei geschlossen und lächelst. Kamera hoch, fokussieren, klick. So ein liebevoller Moment. Kurz danach kommst du mit einer Tasse Tee zu mir, wünscht einen Guten Morgen und wir unterhalten uns kurz. Zu Beginn des Frühstücks mache ich noch ein paar Fotos und setze mich dann zu euch. Ihr habt mich eingeladen mit euch zu frühstücken. Es wird ein langer Tag für mich, denn ihr habt die kleine "Day in a life Reportage" gebucht, das bedeutet, ich begleite euch heute für etwa acht Stunden.

Während des Frühstücks sprechen wir noch einmal kurz über den groben Ablauf des Tages. Nach dem Frühstück räumt ihr gemeinsam den Tisch ab, jeder hat dabei seine Aufgabe und ich halte derweil Ausschau nach diesen zauberhaften Momenten, die ich für euch festhalten will. Kind 1 wirft sich plötzlich um dein Bein und sieht zu dir hoch. Oh, dieser süße Blick, der ganze Bände von "ich liebe dich, Mama" spricht - klick, Bild im Kasten. 

Der Tisch ist fertig abgeräumt und gewischt. Nun geht es ins Bad, Zähne putzen. Kind 2 und 3 hüpfen Hand in Hand die Treppe zum Bad hoch - klick. Ihr singt dieses niedliche Zahnputzlied für eure Kinder -klick. Das Kleinste sitzt auf Papas Schoß und kaut noch mehr auf der Zahnbürste herum, als dass es putzt. Dann gibt es die Zahnbürste ab und sagt: "Papa putze". Nun darf Papa die Zähne noch einmal nachputzen und macht dabei ein paar Faxen. Das kleine Kind gluckst vor Freude und seine großen Augen strahlen glücklich - klick. 

An diesem Tag gab es noch zahlreiche wundervoller Momente, die ich festhalten konnte. Ich erinnere mich sehr gerne daran zurück, es war meine erste "Day in a life Reportage". Die Übergabe der Fotos war auch recht emotional auf beiden Seiten. Ich liebe es zu sehen, wie ihr euch darüber freut, all diese flüchtigen Augenblicke erneut zu durchleben, die man so oft gar nicht wahrnimmt oder einfach im schnelllebigen Alltag direkt wieder vergisst. Bei jeder Fotoübergabe hüpft mein kleines Herz vor Freude und ich kann nicht nur euch etwas Wundervolles geben, sondern auch unfassbar viel mitnehmen - Liebe und Dankbarkeit.

Ich denke, so wird schon gut deutlich, was anders ist als bei den Fotoshootings wie man sie bisher kennt. Niemand muss sich extra zurecht machen, keiner muss sich in Kleidung zwängen, die er gar nicht anziehen mag. Niemand muss lächeln, es darf auch mal gewütet und geweint werden. Ihr müsst die Wohnung/das Haus nicht extra putzen, der Wäscheständer darf herumstehen, Staub darf auf der Vitrine liegen. Denn bei der dokumentarischen Familienfotografie geht es nicht um das perfekte Äußere, sondern um euer unperfekt perfektes Familienleben, euer Miteinander, eure Liebe zueinander. Ihr bekommt von mir keine Anweisungen, ich greife nicht in das Geschehen ein, nehme nichts weg, füge nichts hinzu. Ihr lebt euren Alltag mit mir, als wäre ich eine Freundin, die euch besucht und dabei einfach ein paar Fotos macht.

In 25 Jahren wird niemand sagen "Weißt du noch, als ich dieses blaue Kleid mit den Punkten anhatte und vor der dunkelgrauen Wand stand", sondern es werden Sätze fallen wie "Erinnerst du dich noch, wie Papa am Wochenende immer Brötchen gebacken hat? Boah, das hat immer so lecker geduftet!", oder "Weißt du noch, wie wir im Winter immer bei unserem Cousin auf dem Fluss hinter der Parzelle Schlittschuh gelaufen sind? Danach gab es immer leckeren heißen Apfelsaft mit Zimt von Tante." Diese Situationen sind eng verknüpft mit starken positiven Gefühlen, das ist es was uns erinnern lässt. Oder im Fachchinesich: "Emotionale Momente werden über das limbische System gefiltert, das aus Hippocampus und Amygdala besteht". (Quelle: ardalpha.de). Und diese Erinnerungen werden mit der Zeit verblassen. Aber, wenn wir sie auf Fotos konservieren, halten wir sie für die Ewigkeit fest und können unsere Bilder im Kopf immer wieder auffrischen. Und wie schön ist der Gedanke, unseren Kindern später den Alltag unserer Kindheit zeigen zu können und all die wunderbaren Momente mit ihnen zu teilen?! 

Wenn doch noch Fragen offen sind schaut doch mal in die FAQ oder sendet mir eine Mail.